Yoga und Spiritualität als Flucht?
In den 60er Jahren hat sich die sogenannte „Esoterikwelle“ausgebildet.
Vermutlich als Gegenkultur zu dem allseits gelebtem Konsumirrwitz und Materialismus.
Die Welle blieb bis heute; während vor 25 Jahren noch alle gelacht haben, hat heute fast jeder „seinen Energetikerin“, zu der man geht, wenn man Unterstützung, Klärung oder gar ganzheitliche Heilung sucht.
Der Markt an Büchern, Seminaranbietern, Gurus und Pseudogurus blieb und bildet weltweit ein großes Marktsegment.
Der globale Wellnessmarkt, der Yoga und viele esoterische Praktiken einschließt, wurde 2020 auf etwa 4,4 Billionen USD geschätzt. Yoga allein trug erheblich zu diesen Zahlen bei .
Wie das?
Zunehmende Frustration hinsichtlich der Angebote der reduktionistischen Medizin und Pharmazie erzeugen weltweit Misstrauen. Daher steigt die Suche nach ganzheitlichen Alternativen und Wegen.
Mehr Menschen erkennen die Notwendigkeit von Bewusstseinsveränderung für ein gutes friedvolles und gesundes Leben und wollen etwas ändern.
Den Menschen ging zunehmend der Halt aus der Familie verloren, der Halt aus der Religion existiert seit Generationen nicht mehr, der Halt aus dem Gerüst der Moral verkommt, Mut, Ehrlichkeit, Geradlinigkeit und alle anderen menschlichen Tugenden, die ein Leben gut machen würden werden weder gelehrt noch gelebt.
Alle Verantwortung für das eigene Leben wird, wie von der Industrie gewünscht, in der Hände der Pharmazie, Medizin, Psychologie und von Lehrern gelegt und den Menschen fehlt das, was man inneren Halt und innere Kraft nennt, immer mehr.
Menschlichkeit und Miteinander wurden ersetzt durch Narzissmus; Moral stirbt dadurch aus. Beziehungen werden veroberflächlicht, Menschen werden zu Objekten gemacht und um so ein Leben zu ertragen ist Ablenkung von der inneren Leere notwendig, die leider oft in Abhängigkeiten endet.
Der ESOTERIKmarkt bietet die Illusion rascher und vor allem einfacher Lösungen:
Tiefe Lehren werden aus dem ursprünglich heiligen Zusammenhang gerissen, die grundlegende Basis gekappt, verwestlicht und verwaschen, mit neuen Namen bedacht. Was übrigbleibt sind oberflächliche Tips und Selbsthilferatgeber, mit denen man Geld machen kann.
Jahrtausendealte lebensbestimmende Lehren werden so zu einem „Esoterikmarkt“ und Menschen mit aller Art Bedürfnissen bedienen sich wie an Beruhigungstabletten oder Drogen.
Aber Achtung: Der Name Esoterik bezeichnete einst das Innerste von Spirituellen Lehren, Innere Wissenschaft, der Masse gegenüber hermetisch verschlossen, nur für die geöffnet, die reif dafür waren.
Fakt ist: Es handelt sich um Missbrauch an großem menschlichen Kulturgut!
Gerade jetzt kulminiert die Umkehr von Worten und deren Bedeutung und damit die Entwurzelung von Kultur; damit gehen unsere menschlichen, kulturellen, ethischen und moralischen Wurzeln verloren.
Hoffentlich wendet sich das Blatt bald und intensiv!
Was für den Betroffenen bleibt ist: die Illusion oder Täuschung des Besseren, das Liefern illusionärer Lebensinhalte und vermeintlichem Lebenssinn, de facto aber keine Änderung des Unglücks, kein Zuwachs an innerer Kraft oder gar Heilung, keine Öffnung des Bewusstseins, keine Besserung .
Fassen wir zusammen:
Die Heilung eines unheilen Charakters, der zu unheilen Gedanken und Emotionen führt und in der Folge zu unheilen Taten bedarf erheblicher Anstrengung, ist ein (lebens-)langer Prozess, nimmt unmittelbaren Einfluss auf das Karma (Tun), das ein Mensch macht, aus dem er selbst sein Schicksal macht.
Erweiterung des Bewusstseins bedeutet in der Praxis die Bereitschaft eines Menschen, umzudenken und sich auf Gebiete des Denkens zu begeben, die bisher unüblich und ungewohnt sind.
Das macht möglicherweise unsicher, ob der Weg auch stimmt und kann Angst erzeugen. Gehalten wird ein Mensch dann nur durch seinen Glauben an den Überbringer des neuen Denkens (Lehrer-Schülerverhältnis)und die Sicherheit im Vorbild des Lehrers.
ZU dieser schwierigen Mission gehören 2 Menschen:
Einer, der bereit und willens ist, etwas in sich zu ändern und einer, der lehrt (Guru).
Beide müssen sich der aufreibenden Arbeit stellen und das ist weder mit einer Glaskugel getan, noch mit duftenden Sprays.
Wird das reflektiert, wird sehr schnell klar, wieso der Aufenthalt bei einem Guru oft Jahrzehnte gedauert hat und der Guru erst dann den Schüler entließ, wenn er reif war, selbst Vorbild sein zu können.
Echte esoterische Arbeit ist langwierig und schmerzhaft und mit einer Operation vergleichbar; massive Einschnitte und möglicherweise sogar Amputationen (etwas abnehmen, wegnehmen) sind nötig, damit das Ganze gerettet werden kann.
Viele „Sucher“ hinken und suchen lieber weiter, der Markt lebt von der Masse, die nicht bereit ist, den Schmerz echten Wachstums auf sich zu nehmen.
Die Esoterikwelle kann daher sowohl als Flucht als auch als wertvolle Ressource benutzt werden. Tiefe Esoterische Praktiken befähigen Menschen, sich den realen Herausforderungen des Lebens erfolgreich zu stellen; daran muss der Erfolg gemessen werden.